"„Kinder ohne Aufsicht“, erklärten wieder andere, „verwahrlosen moralisch und werden zu Verbrechern. Die Stadtverwaltung muß dafür sorgen, daß alle diese Kinder erfaßt werden. Man muß Anstalten schaffen, wo sie zu nützlichen und leistungsfähigen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden.“
Und abermals andere meinten: „Kinder sind das Menschenmaterial der Zukunft. Die Zukunft wird eine Zeit der Düsenmaschinen und der Elektrogehirne. Ein Heer von Spezialisten und Facharbeitern wird notwendig sein, um alle diese Maschinen zu bedienen. Aber anstatt unsere Kinder auf diese Welt von morgen vorzubereiten, lassen wir es noch immer zu, daß viele von ihnen Jahre ihrer kostbaren Zeit mit nutzlosen Spielen verplempern. Es ist eine Schande für unsere Zivilisation und ein Verbrechen an der künftigen Menschheit!“ Das alles leuchtete den Zeit-Sparern ungemein ein. Und da schon sehr viele Zeit-Sparer in der großen Stadt waren, gelang es ihnen in ziemlich kurzer Zeit, die Stadtverwaltung von der Notwendigkeit zu überzeugen, etwas für die vielen vernachlässigten Kinder zu tun. Daraufhin wurden in allen Stadtvierteln sogenannte „Kinder-Depots“ gegründet. Das waren große Häuser, wo alle Kinder, um die sich niemand kümmern konnte, abgeliefert werden mußten und je nach Möglichkeit wieder abgeholt werden konnten. [...]
Davon, daß sie sich hier selbst Spiele einfallen lassen durften, war natürlich keine Rede mehr. Die Spiele wurden ihnen von Aufsichtspersonen vorgeschrieben, und es waren nur solche, bei denen sie irgend etwas Nützliches lernten. Etwas anderes verlernten sie freilich dabei, und das war: sich zu freuen, sich zu begeistern und zu träumen. Nach und nach bekamen die Kinder Gesichter wie kleine Zeit-Sparer. Verdrossen, gelangweilt und feindselig taten sie, was man von ihnen verlangte. Und wenn sie doch einmal sich selbst überlassen blieben, dann fiel ihnen nichts mehr ein, was sie hätten tun können. Das einzige, was sie nach all dem noch konnten, war Lärm machen – aber es war natürlich kein fröhlicher Lärm, sondern ein wütender und böser."
Kap. 13; 68%
1
"„Dies“, sagte Meister Hora, „ist eine Sternstunden-Uhr. Sie zeigt zuverlässig die seltenen Sternstunden an und jetzt eben hat eine solche angefangen.“
„Was ist denn eine Sternstunde?“ fragte Momo.
„Nun, es gibt manchmal im Lauf der Welt besondere Augenblicke“, erklärte Meister Hora, „wo es sich ergibt, daß alle Dinge und Wesen, bis zu den fernsten Sternen hinauf, in ganz einmaliger Weise zusammenwirken, so daß etwas geschehen kann, was weder vorher noch nachher je möglich wäre. Leider verstehen die Menschen sich im allgemeinen nicht darauf, sie zu nützen, und so gehen die Sternstunden oft unbemerkt vorüber. Aber wenn es jemand gibt, der sie erkennt, dann geschehen große Dinge auf der Welt.“
„Vielleicht“, meinte Momo, „braucht man dazu eben so eine Uhr.“
Meister Hora schüttelte lächelnd den Kopf. „Die Uhr allein würde niemand nützen. Man muß sie auch lesen können.“"
Kap 12; 54%
1
"Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“
Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, daß es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluß ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, daß man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“"
Kap 4; 12%
1
"Das kam daher, daß er auf Fragen nur freundlich lächelte und keine Antwort gab. Er dachte nach.
Und wenn er eine Antwort nicht nötig fand, schwieg er. Wenn er aber eine für nötig hielt, dann dachte er über diese Antwort nach. Manchmal dauerte es zwei Stunden, mitunter aber auch einen ganzen Tag, bis er etwas erwiderte. Inzwischen hatte der andere natürlich vergessen, was er gefragt hatte, und Beppos Worte kamen ihm wunderlich vor. Nur Momo konnte so lange warten und verstand, was er sagte. Sie wußte, daß er sich so viel Zeit nahm, um niemals etwas Unwahres zu sagen. Denn nach seiner Meinung kam alles Unglück der Welt von den vielen Lügen, den absichtlichen, aber auch den unabsichtlichen, die nur aus Eile oder Ungenauigkeit entstehen."
Kap 4; 12%
"Es versteht sich wohl von selbst, daß Momo beim Zuhören keinerlei Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern machte. Aber die Kinder kamen noch aus einem anderen Grund so gern in das alte Amphitheater. Seit Momo da war, konnten sie so gut spielen wie nie zuvor. Es gab einfach keine langweiligen Augenblicke mehr. Das war nicht etwa deshalb so, weil Momo so gute Vorschläge machte. Nein, Momo war nur einfach da und spielte mit. Und eben dadurch – man weiß nicht wie – kamen den Kindern selbst die besten Ideen. Täglich erfanden sie neue Spiele, eines schöner als das andere."
Kap. 3; 7%
1
"Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, daß dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen.
Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, daß sie in ihm steckten. Sie konnte so zuhören, daß ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wußten, was sie wollten. Oder daß Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten."
Kap 2; 4%
1
"Wenn dein Kameltreiber nach und nach wieder in seine übliche Unverschämtheit und Faulheit zurückgefallen ist, schreist du ihn natürlich an; sofort wird der charmant und zuvorkommend. Gerührt über so viel Eifer, lässt du dich dazu hinreißen, ihn mit einem Geschenk zu belohnen, in dem er lediglich eine Art Tribut sieht, der seine Wichtigkeit und deine Schwäche demonstriert... Im Übrigen, warum sich Mühe geben, wenn man den schönen neuen Bubu, den seidigen haouli oder die Perlen für die Frisur der Frau bereits bekommen hat? ... Neuer Streit, neuer Rüffel, neuer Eifer und so weiter. Weder er noch du lernt jemals dazu.,"
Kap 7; S. 234
1
"Personen sagen Kindern und jugendlichen Partnern möglichst wenig, was sie tun sollen und was nicht, was einen Wert hat und was nicht. Sie ermöglichen ihren Partnern viele Informationen und Erfahrungen über sich selbst und ihre Umwelt. Sie geben ihnen Freiheit in der eigenen Erfahrungsbildung mit anderen Personen, Gegenständen, Situationen und anderen Wertauffassungen. Wenn etwa ein Kind sein Zimmer mehrere Tage nicht aufräumt, so lassen sie das Kind möglichst diese Erfahrung machen und fördern sein Offensein für dieses Erleben. So kommen Kinder aufgrund von Erfahrungen zu eigenen Wertauffassungen, etwa: Unordnung ist in manchen Situationen für sie von Wert, es erspart Aufräumen, es ist sehr stimulierend, da sie sich nicht durch den Gedanken des Aufräumens in ihrer spontanen Aktivität behindert fühlen. Aber ihre Erfahrung ist auch: Bei großer Unordnung fühlen sie sich nicht wohl, sie können viele Dinge nicht finden. Oder ein Kleinkind, das unbedingt mit Kleidern abends schlafen gehen will, erfährt: Dies ist günstig und praktisch, da es sich nicht auszuziehen braucht. Aber auch: Das Aufwachen in den Kleidern mitten in der Nacht oder am frühen Morgen ist wenig lustvoll. So gelangt ein Kind oder Jugendlicher aufgrund von Erfahrungen mit den verschiedenen Aspekten seiner Person schrittweise zu bestimmten eigenen Wertauffassungen. Dieser Weg ist nicht immer einfach. Er ist nicht bequem. Und manchmal ist er mit gewissen augenblicklichen Nachteilen auch für Eltern verbunden. Aber: Hierdurch kann eine Person zu für sie erfahrenen gültigen Wertauffassungen kommen."
Kap. 4; 17%
"Nach Auffassung des Autors wird Selbstachtung von Jugendlichen am meisten gefördert durch: Respekt der Eltern für den Jugendlichen, Akzeptierung des Jugendlichen durch die Eltern, Selbstachtung der Eltern sowie Setzen gewisser Grenzen durch die Eltern. Des öfteren sind weniger als diese vier Bedingungen notwendig, aber immer mehr als eine dieser Bedingungen. Zurückweisung der Eltern, Mißachtung der Jugendlichen sowie doppeldeutige unklare Auffassungen waren beeinträchtigend für die Selbstachtung der Jugendlichen."
Kap. 3; 11%
1
"Lehrer vermeiden häufig eine schlechte Tafelschrift, weil sie einen ungünstigen Einfluß auf die Schreibweise der Schüler befürchten. Weitaus bedeutsamer ist ihr Einfluß durch ihr soziales, gefühlsmäßiges und intellektuelles Verhalten. Dieses wird viel stärker als die Tafelschrift fortlaufend von den Schülern wahrgenommen und gelernt. Teilweise müssen wir geradezu hoffen, daß Schüler manche Lehrer ablehnen und aufgrund dieser Ablehnung das ungünstige Verhalten dieser Lehrer weniger lernen."
9%
1
"Schon heute ist jeder Föderalist mit Genugtuung davon überzeugt, daß der Gedanke eines Krieges zwischen den beiden großen Zweigen der Rasse auf beiden Seiten des atlantischen Ozeans lächerlich erscheinen müßte. Man kann daher sagen, daß ein Krieg zwischen Mitgliedern unserer Rasse bereits aus der Welt gebannt ist, denn englischsprechende Männer werden nie wieder aufgerufen werden, einander zu vernichten."
90%
"Den patriotischen, gleichgestimmten und weitblickenden Männern dieser Ligen möchte ich kurz die Gedanken zur Erwägung anheim geben, die mir das Studium der Frage und der Wunsch, unserer Rasse die Einheit und dadurch zum Besten aller die Herrschaft über die Welt zu sichern, nahe gelegt haben.
Erstens. Das große Ziel der Bündnisfreunde sollte darin bestehen, die Massen aller englischsprechenden Länder zusammenzubringen und das Gefühl in ihnen zu nähren, daß sie alle in Wirklichkeit Glieder derselben ungeteilten Rasse sind und deren Triumphe teilen, daß alle englischsprechenden Männer Brüder sind, die an ihrem Wohlergehen gegenseitig Freude haben und auf ihre Errungenschaften gegenseitig stolz sein sollten. Ober die kleinen Fehler oder Mängel der andern Glieder sollte hinweggesehen werden und jeder sollte die beste Seite des anderen hervorkehren, denn bei Gliedern derselben Rasse fällt das, was dem einen zur Unehre gereicht, notwendig auf die ganze Familie zurück. Die unmögliche Reichsverbündungs- und Reichshandelsliga sollte der Rassenverbündung das Feld räumen, die um alle ein gemeinsames Band schlingt und bei der der einzige Prüftstein ist
Ob Shakespeares Zunge dort erschallt Und Bums' Sang durch die Lüfte hallt
Die Verfolgung dieser Politik während unserer Generation wird viel dazu beitragen, zu einer wahren Verbündung der Rasse den Grund zu legen, soweit ein Zusammenschluss souveräner Mächte überliaupt möglich ist; und zu ergründen, inwieweit er möglich ist, ist Sache der kommenden Geschlechter, nicht des unsrigen. Daß er in gewissem Grade möglich ist, sehen wir schon heute. Dinge, die jetzt als unmögliche Träume erscheinen, können sich als leicht erreichbar erweisen, wenn man sie nur ernst ins Auge faßt und auf sie hinarbeitet und niedrige Absichten ausschließt. Selbst das «Parlament der Menschheit" ist dem Erforscher der Entwickelung, der den unbegrenzten Fortschritt des Menschen zu solcher Brüderschaft erblickt, eine bloße Frage der Zeit."
88%
"Erziehende Erwachsene leben möglichst häufig dasjenige gefühlsmäßige Verhalten im Umgang mit sich selbst, mit ihren Kindern und im Umgang mit anderen Menschen oder Gegenständen oder Ereignissen, das sie bei ihren Kindern und den späteren Erwachsenen als wertvoll wünschen. Wenn Erwachsene bei ihren Kindern jetzt und später Achtung, Wärme, Anteilnahme, einfühlendes Verstehen, Echtheit sowie Offenheit gegenüber ihrem eigenen Erleben wünschen, so ist eine der besten Bedingungen der Förderung dieser Vorgänge, daß sie diese selbst leben und von Kindern hierbei wahrgenommen werden. Nehmen dagegen Kinder und Jugendliche häufig bei Erwachsenen Mißachtung, Kälte, Härte, Verständnislosigkeit, Fassadenhaftigkeit und geringe Offenheit gegenüber ihrem eigenen Erleben wahr, so werden sie diese gefühlsmäßigen Vorgänge vermehrt lernen. Erziehende Erwachsene bemühen sich durch entsprechende Aktionen um gefühlsmäßig angemessenes Verhalten von Personen in Fernsehen, Filmen, auf Werbeplakaten. Heute nehmen Kinder und Jugendliche in diesen Medien häufig Profitstreben, Prestigedenken, Luxus u.ä. wahr. In Zeitschriften oder auf Plakaten wird für Nikotin-und Alkoholgebrauch geworben. Mit einem hohen Aufwand werden hier Millionen von Menschen zu einem gefühlsmäßig unangemessenen Verhalten beeinflußt. Wir sollten dies nicht schweigend hinnehmen."
Kap 2; 9%
1
"Tiefer aber als diese Ursachen der Erregung liegt im Innersten des nationalen Herzens der Republik eine starke, unvertilgbare Schicht natürlicher Achtung, Bewunderung und Zuneigung für die alte Heimat. Auf dem Grunde findet sich immer der Stolz der Rasse — in ruhigen Zeiten zwar versteckt, in großen Augenblicken aber, wenn ihn wichtige, die Sicherheit der alten Heimat und die ganze Rasse treffende Angelegenheiten aufrühren, tritt er mit großer Entschiedenheit zu Tage. Das stärkste Gefühl im Menschen, der wirkliche Beweggrund, der in der Krisis sein Handeln in internationalen Dingen bestimmt, wurzelt in der Rasse. Aus ihr hervor wächst die Einheit der Sprache, der Religion, der Literatur und der Gesetzgebung, die die Menschen in Zeiten der Not den Angehörigen anderer Rassen gegenüber verbündet und verbrüdert Dieses Rassegefühl geht tiefer und reicht höher hinauf als Fragen von bloßem pekuniärem Belang oder materiellem Interesse. Der neueste Beweis, daß dieser Rassenstolz in Amerika in starkem Maße herrscht, wurde gerade im Höhepunkt des venezolanischen Streites geliefert, als man argwöhnte, Deutschlands Haltung zu Transvaal verberge eine Verbindung europäischer Mächte, die Britannien demütigen und verderben und aus unserm Familienzwiste Vorteil ziehen wolle, um den Besitz des einzigen anderen Gliedes unserer Rasse aufzuteilen. Als die kleine mutige Insel die Herausforderung annahm und sich ohne einen Augenblick zu zögern bereitete, der Welt in Waffen entgegenzutreten, brach das amerikanische Festland von Maine bis Kalifornien sozusagen in einen einzigen wilden Jubelschrei aus — einen Jubelschrei, der mehr bedeutete, als prosaische Leute glauben werden und mehr vielleicht, als sich selbst der Amerikaner bewußt war, der von dem unwiderstehlichen Ausbruch fortgerissen wurde; ebensowenig kann jemand sagen, wie weit ihn dieser unaufhaltsame Anstoß führen würde, wenn er einmal in vollen Schwung käme. Der Senator Wolcott sprach im Senat nur aus, was die Millionen draußen fühlten; der Amerikaner sagte sich eben im Durchschnitt: „Es ist dies unsere eigene Rasse; es ist das, was wir tun; es geschieht, wie wir es tun. Natürlich haben wir mit unserem Mutteriande selber manche Meinungsverschiedenheiten, und wir würden auch ihm nicht gestatten, auf unserem Festland die Kriegsfackel zu entzünden, vielmehr muß es alle Fragen inbetreff hiesiger Gebiete durch Schiedsspruch entscheiden lassen — doch ist das eine kleine Familienangelegenheit zwischen uns beiden. Es ist damit nicht gesagt, daß sich der Deutsche, der Russe, der Franzose oder irgend welche anderen Ausländer zusammentim dürfen.um unsere Rasse, ohne uns mitzuzählen, anzugreifen und zu vernichten. Nein, bester Herr!"
Wohl keine Vereinigung anderer Rassen wird den wahren Wert und die Stärke dieses in unserer Rasse vorhandenen Gefühls zum kleinsten Teil ermessen, oder richtig abschätzen, wie viel dicker als Wasser sich unser Rassenblut erweisen dürfte, wenn es einmal auf die Probe gestellt würde."
76%
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"Selbst wenn Erwachsene meinen sollten, Geringschätzung, Gewalt, Mißachtung, Härte oder Verständnislosigkeit seien unmittelbarer „wirksam“, sie fördern dadurch bei Jugendlichen Härte, Mißachtung und Egoismus. Erwachsene selbst sind so eine nicht versiegende Quelle des Lernens von unerwünschtem aggressivem Verhalten für Kinder und Jugendliche. [...]
Erwachsene bemühen sich um eine erhebliche Verminderung von unsozialem aggressivem Verhalten in Fernsehen, Filmen, Zeitungen, Büchern, Plakaten. Die häufige und oft ausführliche Darbietung von aggressiven und kriminellen Akten in amerikanischen und zum Teil in deutschen Filmen und im Fernsehen, aus naiver Unkenntnis der Auswirkungen, aus Profitstreben oder aus Gleichgültigkeit, fördert in starkem Maße das Wahrnehmungslernen von aggressivem, unsozialem und kriminellem Verhalten."
Kap 2; 8%
1
"In der Erziehung kann prosoziales Verhalten wesentlich durch Wahrnehmungslernen gefördert werden, und zwar in folgender Weise: Erzieher und Lehrer verhalten sich gegenüber Kindern und Jugendlichen überwiegend prosozial. Leben sie die förderlichen zwischenmenschlichen Dimensionen und die Grundwerte menschlichen Zusammenlebens ihnen gegenüber, dann fördern sie erheblich das prosoziale Wahrnehmungslernen der Kinder. Erzieher und Lehrer behandeln also Kinder mit Achtung-Wärme-Anteilnahme. Sie bemühen sich, die innere Welt der Kinder zu verstehen und ihnen zuzuhören. Sie sind echt und fassadenfrei. Sie gewähren den Jugendlichen weitgehend Selbstbestimmung, engen sie nicht durch Dirigismus, Kontrolle und Lenkung ein. Sie fördern die psychische und körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen. So können Kinder und Jugendliche häufig prosoziales Verhalten ihrer Lehrer und Erzieher wahrnehmen und lernen. Zugleich erfahren sie unmittelbar die befriedigenden Auswirkungen eines solchen Verhaltens.
Erzieher und Lehrer behandeln dritte Personen häufig prosozial und werden dabei von den Kindern wahrgenommen. Kinder sehen etwa ihre Eltern oder Lehrer im häufigen Einsatz für andere benachteiligte beeinträchtigte Personen, für Hilfesuchende oder Kranke. Sie sehen sie bei der Tätigkeit f ü r andere Menschen, in der Ehe, in Gruppen, in Institutionen. Sie sehen sie bei der Hilfe für intellektuell, emotional oder sozial benachteiligte Kinder. Kinder nehmen dann Erwacbsene mit geringer Egozentrik, geringem Luxus, geringem Profitstreben sowie geringem Prestigeverhalten wahr. Bedeutsam sind auch die wahrnehmbaren Lebensziele der Erwachsenen: Bestehen diese in fast ausschließlicher egozentrischer Fürsorge für das eigene Wohlergehen oder bestehen diese in deutlichen prosozialen Tätigkeiten f ü r andere?
Erzieher bemühen sich, daß Kinder und Jugendliche häufig andere Personen mit prosozialem Verhalten wahrnehmen. Sie ermöglichen ihnen Kontakt mit derartigen Personen, sie ermöglichen ihnen den leichten Zugang zu entsprechenden Büchern, Filmen oder Fernsehsendungen.
Erzieher ermöglichen Jugendlichen häufig Situationen, in denen diese pro-soziales Verhalten leben können. Dies geschieht etwa durch die Ermöglichung häufiger Kleingruppenarbeit in und außerhalb der Schule, Ermöglichung der Tutortätigkeit älterer Schüler für jüngere oder für intellektuell benachteiligte Schüler.
Erzieher bemühen sich um die Bekanntmachung prosozialen Verhaltens. Denn oft ist prosoziales Verhalten von Menschen wenig auffällig. Meist wird darüber weit weniger berichtet als über unsoziales aggressives Verhalten. Von zehntausenden prosozialen Hilfeleistungen und Aktivitäten wird in Zeitungen und im Fernsehen weniger berichtet als über eine einzige Gewalttätigkeit."
Kap. 2; 7%